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Magische Familienlegenden
aus allen Zeiten

Vor vielen, vielen Jahren gab es einen Zirkel im Norden des Landes. Er bestand aus bösen Hexen, die für etwas Geld ganze Städte verflucht hatten.

Männer waren nicht erlaubt. Jeder Junge, der geboren wurde, wurde im nahegelegenen Dorf vor das Waisenhaus gelegt.

Deswegen gab es in diesem Waisenhaus fast nur Jungen und alle wussten, dass sie von Hexen abstammten, deswegen hielt man sich von ihnen fern.

Nicht selten geschahen merkwürdige Dinge, denn tatsächlich waren einige der Kinder Zauberer, die aber nie lernten, ihre Magie zu beherrschen.

Das stürzte das Dorf in großes Chaos und die Dorfbewohner vertrieben die Jungen, wenn sie so komische Fähigkeiten an ihnen entdeckten.

Einer dieser Jungen, Balthazar, er war gerade zehn Jahre alt, traf auf seiner Reise, ausgehungert und vor Kälte bibbernd, auf eine schöne Frau, die in einer noch schöneren Kutsche reiste.

Sie war offensichtlich so reich, dass er dachte, er könnte ihr ein bisschen Gold stehlen - sie würde es ja nicht vermissen. Und er brauchte dringend etwas zum Essen und neue Kleider, die dem Schnee standhalten konnten.

Natürlich wurde er vom Kutschführer erwischt und der brachte ihn zu der reichen Frau.

"Ich bin Helena Funkelmond. Und du?", fragte sie, als er angstbibbernd vor ihr stand. Balthazar war überrascht. Er hatte gedacht, sie würde ihn schimpfen und ihn in den Kerker werfen lassen, wie es sich für Diebe gehörte.

"B-balthazar", antwortete er zitternd und sah mit großen, ängstlichen Augen zu ihr auf.

Helena hatte solches Mitleid, dass sie ihm nicht nur etwas Warmes zu Essen bestellte, sondern ihm auch noch ein Bad wärmen ließ.

Er erhielt neue Kleidung und durfte fortan mit ihr reisen.

Stets hatte Balthazar Angst, dass wieder etwas Komisches passieren würde und auch Helena Angst vor ihm bekäme und ihn wieder verlassen würde. Dass sie selbst sich manchmal komisch benahm und viele Geheimnisse hatte, bemerkte er nicht.

Helena lebte in einem wunderbaren Schloss und beklagte sich ständig, dass sie zu viel Platz für sich allein hatte. Deswegen besaß sie viele Kaninchen, die durch den Schlossgarten hoppelten und Pferde, die auf den Wiesen grasten und allerhand. Balthazar durfte nie alle Tiere sehen, einige davon waren in Ställen untergebracht, die immer verschlossen waren. Er wusste auch nicht, wer immer das große Gemäuer sauber machte, denn er sah bis auf den Stallmeister nie einen anderen Menschen.

Er spielte gerade mit der Katze, die er geschenkt bekommen hatte, als er so laut lachte, dass der Kronleuchter in der Eingangshalle zerbarst.

Voller Furcht, jetzt weggeschickt zu werden, versteckte er sich unter der Treppe und wartete lange, bis Helena aus dem Garten kam und den Schaden entdeckte.

Sie suchte ihn eine ganze Weile und als sie ihn fand und fragte, was geschehen war, gestand er ihr unter Tränen den Fluch seines Dorfes. Dass er ein Hexenkind sei und deswegen böse.

Helena lachte erst, dann wurde sie aber sehr traurig.

Sie erklärte ihm, dass er keine Angst haben brauche und die Magie ihn nicht böse mache.

"Balthazar, du bist ein guter Junge. Und die, die dich fortgejagt haben sind die Bösen."

Balthazar war verwirrt, denn alle hatten immer gesagt, er sei ein schlechter Mensch, weil seine Mutter eine Hexe aus dem bösen Zirkel war.

Es stellte sich heraus, dass Helena selbst eine Hexe war. Und zwar eine Gute. Sie selbst nannte sich "normal", denn Hexen und Zauberer waren ihrer Meinung nach wie Muggel. Es gab Gute und Böse. Das hatte nichts mit der Magie zu tun.

Sie hielt in den verbotenen Ställen Abraxaner und Thestrale, die Balthazar aber nicht sehen konnte.

Sie adoptierte Balthazar als ihren Sohn und sie lebten glücklich ein paar Monate zusammen, aber etwas ließ ihn nicht los: Die anderen Jungen aus dem Waisenhaus. Die, die niemals einer so gütigen Frau wie Helena begegnen würden.

Und so beschlossen Helena und Balthazar Funkelmond, all diesen Jungen ein neues Zuhause zu geben.

Einmal im Jahr fuhren sie in das abergläubische Dorf und nahmen alle Jungen mit, die "komische" Fähigkeiten zeigten und schenkten ihnen Bildung und eine Familie.

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Professor Aurelia Funkelmond ist die Urururururenkelin von Balthazar Funkelmond und inzwischen leitet ihre Tante das Waisenhaus für kleine Hexen und Zauberer.

Aurelia Funkelmond

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